Von West nach Ost liegt eine Kette von Inseln an und in der Pommerschen Bucht. Es sind dies Rügen, Ruden, Greifswalder Oie, Usedom und Wollin. Die Greifswalder Oie und der Ruden sind die kleinsten dieser Inseln; landschaftlich interessant ist am ehesten die Greifswalder Oie. Sind die Gegebenheiten der drei größeren Inseln Rügen, Usedom und Wollin selbst in einem einwöchigen Urlaub auch nur ansatzweise kaum zu erfassen, so sind die beiden kleinen Inseln jeweils in etwa drei Stunden hinreichend betrachtet.
Etwas weiter draußen in nördlicher Richtung ist die kleine Insel Greifswalder Oie Usedom vorgelagert. Sie kann mit dem Schiff von Peenemünde aus, je nach Windverhältnissen und Strömung, in knapp zwei Stunden erreicht werden. Da die Insel im Besitz eines Naturschutzvereins ist, dürfen nur geführte Wanderungen auf der Oie unternommen werden. Dies hat den Vorteil, dass man viel über die Geschichte der Insel erfährt.
Leuchtturm und Nebengebäude — hinter den beiden Gebäuden befindet sich ein
Feuerturm
, auch dieser ist nicht das erste diesem Zwecke dienende Bauwerk.
Als man auf ihre nautische Bedeutung aufmerksam wurde, errichtete man dort ein Leuchtfeuer, wobei der Begriff wörtlich zu nehmen ist. Viele Jahre danach wurde unweit dieser Stelle ein Leuchtturm errichtet — der einzige an der Ostseeküste, der sein Licht verkehrt herum dreht. Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert experimentierten die Bewohner mit den landwirtschaftlichen Ertragsquellen: Wie viele Personen vermag die Insel zu ernähren? Bei knapp 40 Personen war die Grenze erreicht.
Freunde des klassischen Ufa-Filmes wird es interessieren, dass der Hans-Albers-Film FP1
antwortet nicht
in weiten Teilen auf der Greifswalder Oie gedreht wurde. Die Begeisterung
für das Technische realisierte sich wenige Jahre später erneut: Raketenprüfstände wurden eilig
und provisorisch gebaut. Die Oie wurde Vorläuferin
von Peenemünde.
Am Nothafen Greifswalder Oie — Ankunft mit dem Schiff von Peenemünde oder Karlshagen aus. Nahe des Hafens befindet sich die Stromversorgungsstation der Gebäude auf der kleinen Insel.
Die Ostküste der Greifswalder Oie ist eine flache Steilküste, aus der jahrhundertelange Erosion Feldsteine gelöst hat. Heute sind die überwiegenden Teile des auf der Küste gewachsenen Waldes ein Opfer des Kormorans geworden.
Dreht verkehrt herum — gut zu erkennen sind die Fresnel-Linsen des Lichthauses. An der gesamten Küste der Pommerschen Bucht ist das Licht des Leuchtturms zu sehen. An der Ostseeküste Usedoms manchmal auch bei Tage.
Nach dem Krieg nutzte das Friedrich-Löffler-Institut
die abgeschiedene Lage zur
Erforschung von Tierseuchen. Doch dem zivilen wissenschaftlichen Eifer war an dieser
strategisch interessanten Stelle nur eine kurze Dauer gegönnt. Die Rote Armee beanspruchte
diesen überaus interessanten Vorposten in der Ostsee. Sie übergab später das Areal an die
NVA der DDR, die blieb, bis sie aufgelöst wurde.
Ein NVA-Kraftfahrzeugbunker bezeugt die militärische Nutzung der Insel bis 1990. War die Greifswalder Oie bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts vorgeschobener Beobachtungsposten, verlor die Insel diese Bedeutung an die Funkmess-Anlagen bei Pudagla auf Usedom.
Mit der vertraglich bestimmten Demilitarisierung der Ostseeinseln blieb das Schicksal der Oie zunächst offen. Der Nothafen musste offen gehalten werden, darüber hinaus herrschte jahrelang Unklarheit. Inzwischen ist die Insel einem Naturschutzverein überantwortet, der dort den Zug der Vögel zu erforschen verspricht.
Im Gebäude des Naturschutzvereins Jordsand
wurden die Besucher begrüßt und mit
der Arbeit des Vereins vertraut gemacht. An vielen Stellen der Insel fand man Stellnetze,
mit denen Vögel aller Art gefangen und anschließend beringt wurden. Anhand der durch
Vogelfunde in aller Welt festgestellten Flugrouten konnte der Zweite Hauptsatz der
Thermodynamik erneut bewiesen werden …
Zum Greifen nah — die Greifswalder Oie vom Peenemünder Haken der Insel Usedom aus gesehen. Bei guter Sicht (kühles Wetter, wenig Wasserdampf in der Luft) erscheint die Strecke zur Oie unwirklich gering.
Der Ruden, zwischen Rügen und Usedom gelegen, ist ein kleines, unspektakuläres Eiland.
Aufgrund seines flachen Sediment-Charakters ist diese Insel stark von Naturkräften geformt
und bleibt weiter Gegenstand dieser Formung. Im Theo
illustrieren einige Schautafeln
den Verlauf der Formung durch Wind und Wasser über mehrere Jahrhunderte hinweg.
Neben einem Seezeichen im Süden der Insel ist der weithin sichtbare Theo
das
markanteste Bauwerk. Er gehörte zu einem Netz von optischen und funkmesstechnischen
Beobachtungspunkten, die den Flug der Wunderwaffen
V1
und V2
verfolgten.
Zwei weitere Beobachtungseinrichtungen auf dem Streckelsberg und auf dem Langen Berg der
Insel Usedom sind bei Kriegsende gesprengt und später abgetragen worden.
Gehörte zu dem System der Messeinrichtungen der Heereswaffenanstalt Peenemünde
— Messturm Theo
auf der Insel Runden.
Blick über die Halbinsel Struck und die Ostsee. Auch der bei Lubmin gelegenen
Halbinsel Struck blieb eine militärische Nutzung nicht erspart: Sie war der
Bombenabwurfplatz der Erprobungsstelle der Luftwaffe Peenemünde-West
.
Kormorane auf dem Sandhaken: Überall hat sich der Kormoran angesiedelt — und
verdrängt selbst den Seeadler zunehmend. Bezeichnenderweise war er Vogel des Jahres
und somit Symbol des Naturschutzes neuen Typus'.
Altes Gehöft — dann und wann finden sich einsamkeitsliebende Menschen und bewohnen die Insel für oft mehrere Jahre. So gibt es eine gewisse Aufsicht über das Gebiet und die nähere Umgebung wird gepflegt.
Hafen der Insel Ruden — manchmal ist er über längere Zeit geschlossen, denn das in die Jahre gekommene Bauwerk muss erhalten werden. So friedlich, wie die Ostsee im Foto daliegt, ist sie nicht immer …
Es ist ein Relikt aus Zeiten, in denen Grenzen tatsächlich geschützt wurden —
allerdings in einer pervertierten Weise. So oblag es dem Grenzkommando Küste
jede
Republikflucht
mit Waffengewalt zu unterbinden.
Verlassen und ein Opfer des Vandalismus — Grenzkommando Küste
der
vormaligen NVA.